Während man im Mai oben im Vinschgau noch die volle Blüte erlebt, sind die Blüten unten in Meran längst am Boden. Äpfel sind aber nicht das Einzige, was im oberen Vinschgau angebaut wird. Auf unserer Fahrt durch den kleinen Ort Laas stand in grossen Lettern: Marmor und Marillen! Marmor ist weniger zum Essen geeignet, wenngleich die ursprünglichen Zutaten des Gesteins viele kleine Meerestiere gewesen sein mochten. Doch das ist Schnee von gestern, beziehungsweise von vor über 200 Mio. Jahren. Heute wird der Marmor von hier ähnlich dem aus Carara in die ganze Welt verschifft. Die Marillen aber bleiben eher hier und werden am ersten Augustwochenende in Laas gefeiert.
Das Apfelhotel Torgglerhof
Aber zurück zum Essen, dafür sind wir ja unter anderem hier in Südtirol. Bei unserer Halbpension im Apfelhotel Torggelhof werden wir rundum versorgt und die ständige Suche nach einem abendlichen Tisch fällt somit aus. Was wir auch kein bisschen bereuen, denn die Verköstigung im Hotel ist kaum zu toppen. Auch wenn die Gerichte selbst auf den ersten Blick nicht direkt italienisch erscheinen, so wurde doch die Menuabfolge an den Gewohnheiten der südlichen Ländereien ausgerichtet:
- Salat / Suppe
- kalte Vorspeise
- warme Vorspeise
- Fisch oder Fleisch als Secondi (ohne Beilagen!)
- Dessert
- Käseauswahl
Die kalten Vorspeisen
Nach dem Brot wurden entweder ein Salat oder Suppe serviert (ohne Fotos, es wären sonst zu viele geworden). Die kalten Vorspeisen waren äusserst kreativ. Da gab es gebeizten Passeier Saibling mit eingelegtem Gemüse und Meerrettich oder ein Thunfischsashimi, Wasabi, Erbse und Ingwer. Die Gemüsestreifen waren meist hauchdünn aufgeschnitten und haben sich so ganz dezent auf das Gericht gelegt. An allen Abenden war es immer ein Freude und man konnte gespannt sein, was Christian in der Küche wieder gezaubert hatte.
Die warmen Vorspeisen
Am Meisten konnte das Bärlauchrisotto überzeugen, wunderbar cremig und dezent, die Kinder haben mir es fast vom Teller geklaut. Aber auch die Kartoffelpraline mit Bergkäsefüllung, geschmortem Radicchio und Frühlingskräutern sowie die hausgemachten dünnen Linguini mit Kalbsbries, hervorragend! Hier habe ich den Kindern erst danach gesagt, dass Bries die Wachstumsdrüse vom Kalb ist…
Die Hauptgerichte
Links ein Hauptgericht, das zum Standardgericht der einen Tochter wurde. Das Besondere: auch das Schnitzel wurde glutenfrei zubereitet und war von einem normal zubereiteten Schnitzel kaum zu unterscheiden.
Beim Hauptgericht konnte man jeweils zwischen Fisch und Fleisch wählen. Auch wenn die Fotos täuschen, so haben wir auch den ein oder anderen Fisch getestet. Alle Gerichte waren exakt zubereitet und von höchster Qualität. Egal ob die gebratene Entenbrust, gebackene Griesbällchen, Apfel, Rotkraut und Portwein oder das Duett vom heimischen Spanferkel, Mais, Babykarotte und Rosmarinjus.
Die Desserts
Oh, und diese Desserts. Wenn das Dessert allzu schnell weg war, haben wir nachgefragt, ob es denn nicht zufällig drei weitere klitzekleine Desserts in der Küche übrig hätte? Und tatsächlich kamen wir so in den Genuss von gleich zwei Panna cotta.
Ob man das überhaupt essen konnte nach so vielen Gängen? Das war in der Tat kein Problem, denn das Menu war von der Menge und Abfolge so aufgebaut, dass man nicht tot ins Bett gefallen ist.
Picknick im Grünen vom Torgglerhof
Unter einem Picknick im Grünen kann man sich so allerlei vorstellen. Was uns bei dem vom Apfelhotel organisierten Picknick zum Mittag erwartete, war dann aber etwas ganz Besonderes. Auf dem Programm stand: „Pinzgauer-Fahrt zum Weinberg nach Riffian“, was uns erstmal vor die Frage stellte, was denn ein Pinzgauer überhaupt ist. Nein, es ist kein Pferdegespann mit einer typischen Südtiroler Pferderasse sondern ein österreichisches Militärfahrzeug aus den 70ern von Steyr-Puch. Mit dem Exemplar auf dem Torgglerhof werden jedoch keine Grenzen gesichert sondern nur die Besucher in friedlicher Mission auf dem Gelände spazieren gefahren. Gesteuert wird das geländegängige Urtier von Sepp, dem Urgestein und Gründer des Apfelhotels. Er bringt uns zu seinem Weinberg und nach wenigen Minuten erreichen wir einen traumhaften Platz mit Blick auf das Tal.
Der Tisch ist gedeckt und in der kleinen Hütten finden wir eine Kiste, die sich am Ehesten mit Tischlein-Deck-Dich assoziieren lässt. Wunderbarste Köstlichkeiten sind darin mit geschickter Schreinerkunst so ineinandergeschachtelt, das man sich wundert, wie alle Köstlichkeiten darin Platz finden. Sogar an die Desserts ist gedacht und der Spätburgunder vom Hof begleitet das schöne Mahl.
Restaurant Miil auf dem Kränzelhof
Und trotzdem, hätte er durch die Zeit reisen können, er wäre lieber im Jetzt am Kränzelhof vorbeigefahren. Er hätte sich hervorragend mit dem heutigen Besitzer Franz von Pfeil, einem unkonventionellen Charakterkopf unterhalten. Das habe ich auch, ohne mir anmassen zu wollen, mich auch nur im Entferntesten mit einem Goethe vergleichen zu wollen.
Auf dem Hof gibt es auch noch Gärten, aber davon mehr in einem anderen Artikel.
Im Restaurant spürt man die gleiche Energie, die auch schon in den Gärten ihre Wirkung gezeigt hat, die Atmosphäre nimmt sogleich gefangen und bei unserem nächsten Besuch in Meran wird dieses Restaurant definitiv auf unserer Liste stehen.
Kränzelhof
Gampenstraße, 1
39010 Cermes
Südtirol
Unsere Empfehlungen
Zu der Pressereise wurden wir von Südtirol Tourismus eingeladen. Neben dem Hotel und den Restaurants konnten wir noch viele weitere Besonderheiten besuchen. In der folgenden Karte haben wir wichtige Adressen zusammen gesammelt. Nicht überall waren wir, dafür war die Zeit zu kurz. Empfehlungen sind es aber trotzdem.
0 Kommentare