Wie Wein und Hotel zusammenpassen

24.06.2021
Christian

Landolt & Schweizerhof

In der Bahnhofstrasse in Zürich herrscht geschäftiges Treiben. Die Menschen gehen mit vollen Taschen auf und ab, der Gang wird nur unterbrochen durch die Trams, die hier im beständigen Rhythmus eines Uhrwerks geradezu im Sekundentakt hin und herfahren. Von ehrwürdigen Traditionen ist in dieser teuren Prachtstrasse hingegen nicht viel geblieben. Wie in allen Stadtzentren der Welt haben sich Allerweltsmarken eingekauft und breitgemacht, die somit jede Besonderheit und Individualität einer Stadt zunichte macht. Egal ob altes Modehaus, Café oder mein geliebter Schuhladen, Tradition geht, Kommerz kommt. Hebt man nicht ab und zu den Blick hoch, um auf die Fassaden zu schauen, merkt man nur aufgrund der Temperatur, ob man sich in Hamburg, Rom oder London befindet.

Aber es gibt noch Ausnahmen. Der Bahnhof selbst beispielsweise, und das Gebäude direkt gegenüber, der Schweizerhof. Läuft man gehetzt in die Bahnhofstrasse hinein, lässt man das ehrvolle Gebäude gerne rechts liegen. Aber wenn ihr das nächste Mal daran vorbeilauft, solltet ihr einen Blick auf das schöne Gebäude werfen. Noch spannender ist es, wenn man hineingeht, einen schönen Schluck Wein in der Bar mit dem herrlich roten Leuchter aus Morano-Glas trinkt. Wenn man zudem ein Zimmer gebucht hat, dann ist man den Sternen näher. Die schönsten Zimmer befinden sich nämlich ganz oben und von hier hat man einen phantastischen Blick auf das Treiben unten auf der Strasse.

Aber nicht nur der Schweizerhof steht für Tradition in Zürich. Auch Landolt-Weine ist ein Unternehmen, das sich schon seit 1834 um Wein kümmert. Dabei werden im Geschäft nicht nur Weine verkauft, Landolt hat auch knapp 6 Hektar (=60’000 m2) eigene Weinberge. Und die sind nicht irgendwo, sondern mitten in Zürich. Nein, nicht am Central und nicht am Bellevue, aber nicht sehr viel weiter weg.

  • Hottingen / Rebberg Sonnenberg / z.B. «Stadt Zürich Brut», Pinot Noir nach Champagner Methode
  • Riesbach / Rebberg Burghalde / Kerner, Gewürztraminer, Räuschling
  • Zürich-Enge / Rebberg Bürgli / vorwiegend Riesling-Sylvaner

Aus über 10 verschiedenen Rebsorten werden knapp 30 verschiedene Weine gekeltert.

  • Rot: Pinot Noir, Zweigelt, Merlot
  • Weiss: Kerner, Räuschling, Gewürztraminer, Riesling-Sylvanter

Und da eben Traditionen gut zusammenpassen, haben sich der Schweizerhof und Landoltweine zusammen etwas ausgedacht. Ein Aufenthalt im Hotel für 2 Nächte, angeboten zusammen mit einer Weinwanderung, um die Stadtzürcher Weine kennenzulernen. So geht es in fünf Stunden zuerst zur Vinothek in der Binz, dann zum kleinen Rebberg Bürgli in der Enge, von dort auf die andere Seeseite zum Sonnenberg in Hottingen und abschliessend zur Burghalde in Riesbach.

Wir waren eingeladen, zumindest einen kleinen Teil der Wanderung zu erleben und erlebten bei herrlichem Wetter eine Tour zum Rebberg Burghalde. Immer wieder wurde gestoppt, die Besonderheiten des Rebbergs erläutert und so nebenbei die Weine der Stadtzürcher Rebberge gekostet.

Der Start der Entwicklung des Rebbergs in der Burghalde war nicht einfach, denn davor war hier nur Brachland. Und so mussten Politik, Vereine, Zünfte, Anrainer und Weitere überzeugt werden, der Stadtrat kam sogar für eine Besichtigung vor Ort vorbei. Insgesamt wurden dann 15 km Terrassen gebaut, um den Wein anzubauen. In erster Linie werden dort Kerner und Räuschling angebaut, aber auch Merlot, Gewürztraminer, Zweigelt und Pinot Noir. Der Weinberg ist gegen Westen ausgerichtet und hat viel Sonne, die Trauben werden schön reif.

Wir dürfen zuerst den Räuschling probieren, die älteste Zürcher Traubensorte. Warum er so heisst, ist nicht ganz klar. Die einen sagen, die grossen Blätter rauschen so schön im Wind, die anderen führen es eher darauf zurück, dass es schnell einen Rausch gibt. Jedenfalls ist der Räuschling sehr schwierig anzubauen, entweder ist er überreif oder nicht reif oder geht kaputt. Der Wein hat wenig Frucht, wenig Säure, ist aber erfrischend gut und sehr beliebt.

Der Rebberg ist zwar nicht Bio, aber auch Nachhaltigkeit wird dennoch geachtet. Zwischen den Reben ist alles grün und in einem gerade beendeten Projekt wurden die alten Weinstöcke aufgeschichtet, in denen sich die Mauswieseln ansiedeln sollen. Die wissen das aber anscheinend noch nicht. Bis dahin sorgen sich die Milane um die Arbeit, die Mäuse zu fangen.

Aber auch der Kerner wird hier oben von Landolt angebaut. Als Landolt 1985 mit dem Anbau dieser aus Deutschland kommenden Traubensorte starten wollte, war es in der Schweiz noch gar nicht erlaubt und es musste erst ein Gesuch bei der Forschungsanstalt gestellt werden. 10 Jahre später hat sich die Situation gewandelt, der GM hatte damals den Kerner, der sich durch einen hohen Alkoholgehalt auszeichnet, gar als besten Schweizer Weisswein ausgezeichnet.

Fazit

Regen war vorhergesagt an diesem Nachmittag, aber wir wurden dann genau wie die Trauben doch mit Sonne verwöhnt. Mit herrlichem Blick auf den See haben wir viele Geschichten gehört, den Wein probiert und am Ende in dem kleinen, schön renovierten Häusschen einen Apero serviert bekommen, den der Chefkoch des Schweizerhofs angerichtet hatte. Es ist etwas ganz Besonderes, das man wohl in kaum einer anderen Grossstadt zu Gesicht bekommt: Weinreben mitten in der Stadt. Es bleibt deshalb auch der Stadt Zürich zu danken, dass sie dafür Sorge tragen und die Flächen nicht als Bauland ausschrieben, sondern in dieser Form damit die Landschaft prägen und verschönern. Aber Dank natürlich auch an Landolt Weine, die aus den Trauben erst das produzieren, was wir an diesem Nachmittag geniessen durften.

Hotel Schweizerhof Zürich
Bahnhofpl. 7
8001 Zürich
Tel.: +41 44 218 88 88

Webseite
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Landolt Weine
Uetlibergstrasse 130
8045 Zürich
Tel.: +41 44 283 26 26

Webseite
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Besucht am 24.06.2021

FoodFreaks wurde für die Weinwanderung eingeladen. Dennoch schreiben wir unsere Meinung und lassen uns von der Einladung nicht beeinflussen.

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