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The Cambrian

12.07.2024
Christian
Ein herrliches Hotel, in der Nähe vom Wallis, geführt von Walisern und einem Waliser Koch, der Restaurants in London und Wales leitet.

Der kleine Pfad schlängelt sich steil durch den Wald auf die fast 2’000 m hoch gelegene Tschentenalp. Früh um 7 ist man hier alleine, die Ruhe wird einzig durch das Vogelgezwitscher unterbrochen. Die Sonne erstrahlt die umliegenden, noch mit Schnee bedeckten Gipfel, hat aber noch nicht die Kraft, dem Wanderer den Schweiss auf die Stirn zu treiben. Alle paar Biegungen muss man sich ehrfürchtig umdrehen: im Süden erhebt sich das 3’250 m Wildhorn und der 3’244 m hohe Wildstrubel, von dem man auf der anderen Seite hinunter nach Leukerbad kommt. Im Osten ragt die Sonne gerade über den Gross Loner, weiter hinten das Balmhorn und Doldenhorn. Würde man sich auf die Schönheit dieser Berge konzentrieren, man würde überhaupt nicht mehr weiterkommen.

Ich bin auf der Suche nach den Birkhühnern, die gemäss Tom Hergi hier oben auf der Alp versuchen, ihre Artgenossen mit den eigenartigen glucksenden und brausenden Geräuschen zu beeindrucken. Tom habe ich am Abend zuvor beim Dinner „Bryn Williams at The Cambrian“ kennen gelernt. Er ist Sensoriker, Weinexperte, Kaffeeröster und original Adelbodener und hat die Getränkebegleitung des Dinners zusammengestellt und erläutert.

Aber erstmal noch zurück zu den Birkhühnern, die hatten an diesem Morgen keine Lust zu glucksen und oben auf der Tschentenalp war noch kein Mensch, der mir hätte einen Kaffee zubereiten können – Zwischensaison.

Und so habe ich mich auf den Rückweg zum Hotel The Cambrian gemacht, um rechtzeitig um 9 Uhr am Frühstückstisch zu sitzen und das wunderbar umfangreiche Buffet zu geniessen. Schliesslich fing danach der anstrengende Teil des Tages an: eine Stunde im heissen Infinity-Pool herumliegen und sich entscheiden müssen, welche Düse einem jetzt gut tut, oder vielleicht doch die blubbernde Liegefläche? Der Blick jedenfalls war fast so schön wie von der Alp oben wobei man sich unwillkürlich die Frage stellt, warum man nicht gleich in den Pool gegangen ist. Vom Zimmer jedenfalls ist man mit dem Aufzug schnell im Spa, übrigens mit dunkelgrünem Bademantel (endlich mal keine weissen, die einem immer das Gefühl geben, man sei krank im Spital).

Beim Eintreten in das Hotel spürt man sogleich das internationale Flair kombiniert mit einer lockeren Art. Englisch überwiegt, was wohl an den britischen Eigentümern und dem internationalem Personal liegt. Während alte Hotels dieser Klasse über eine schier endlose Deckenhöhe im Erdgeschoss verfügten, fühlt man sich im The Cambrian gleich heimelig aufgehoben. Dunkle Töne der Materialien kombinieren schön mit dem Gold der Designerlampen. Vorgelagert der gemütlichen Aula ist die Terrasse mit dem Blick auf Dorf und Berge. Doch Vorsicht, man sollte nicht zu sehr in die Luft schauen, sonst stolpert man noch in den Infinity-Pool, in dem schon einige Gäste ihren Aperol Spritz serviert bekommen.

Das Hotel wurde 2008 von den zwei britischen Brüdern Craig und Grant Maunder übernommen, die Adelboden seit ihrer Kindheit durch Familienurlaube kennen. Der Ort blieb ihnen verbunden und so ging es nach der elterlichen Begleitung alleine in Richtung Adelboden. Damals reichte das Budget von Grant gerade für eine dürftige Unterkunft in einem Ferienzimmer im Keller, umso mehr muss ihn das strahlende, wunderschöne, im Belle Epoque Stil erbaute Hotel Regina beeindruckt haben. Schon damals kam der Wunsch auf, eines Tages so ein Hotel besitzen zu wollen (Interview Grant Maunder).

In den 1980er Jahren war der alte Bau von 1895 nicht mehr zeitgemäss und es blieb nur noch der Abriss als Option. Anstatt einen modernden Bau in das klassische Bergdorf zu setzen, wählte man einen Neubau angelehnt an den Belle Epoque Stil, der das Hotel so besonders gemacht hatte. Mit der Übernahme durch die neuen Waliser (nicht Walliser!) Eigentümer änderte sich zuerst der Name, 2018 dann auch das Design. The Cambrian ist übrigens die lateinische Bezeichnung für Wales. Die Herkunft der Maunders ist nicht nur im Namen und dem Einrichtungsstil zu spüren, mit dem Chefkoch Bryn Williams, der ursprünglich ebenfalls aus Wales kommt und dort, neben London, auch noch ein Restaurant hat, hat sich auch in der Küche ein Einfluss von Wales breit gemacht.

Bryn ist alle paar Wochen im The Cambrian anwesend und natürlich auch an diesem Wochenende Ende Mai, denn er präsentiert sein Bier-Menu. Was dort genau serviert wurde und mit was die Gerichte kombiniert wurden, kann man hier nachlesen: Bryn Williams braut ein Menu aus Bier

Und wo er doch schon da war, haben wir auch gleich ein Interview mit ihm führen dürfen.

Adelboden, tief im Berner Oberland, zwischen Lenk im Westen und Kandersteg im Osten gelegen ist einer der Ausgangspunkte, um über die Berge ins Wallis zu kommen. Der Lötschenpass von Kandersteg wurde bereits früh im Mittelalter begangen und hat sich durch die dort gebauten Tunnel zur Hauptroute entwickelt. Von Lenk hat sich der Handel ab dem 19. Jahrhundert über den Rawilpass bewegt, während der Gemmipass von Adelboden wesentlich beschwerlicher war und deshalb eine mehr regionale und touristische Bedeutung hatte. Die Zeiten des Handels freilich sind in den Tälern von Adelboden und Lenk längst vorbei, weshalb sie ideal für jegliche touristische Aktivitäten sind.

Am Abreisetag durften wir dann eine Attraktivität nicht verpassen: die Engstligen-Wasserfälle. Im Hotel hat man uns mehrfach aufgefordert, doch unbedingt einen Abstecher zu machen. Und es hat sich mehr als gelohnt! Über 600 m stürzen hier die Wasser in mehreren Stufen ins Tal und hinterlassen jede Menge Gischt, da wird man beim Hochlaufen schon herrlich erfrischt. Seit 1948 stehen sie schon unter Naturschutz und wenn man staunend daruntersteht, dann kann man nachvollziehen, warum diese Pracht geschützt ist.

Schade nur, dass wir schon wieder die Heimfahrt antreten müssen, aber das The Cambrian wird uns sicher wiedersehen.

Restaurant:
The Cambrian
Dorfstrasse 7
3715 Adelboden
Schweiz

Links:
Webseite
Instagram

Artikel:

 

FoodFreaks wurde am 19.-20. Mai 2024 zu dem Abendessen im The Cambrian sowie der Übernachtung vom Hotel eingeladen.

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Typisch Pop-up: leider gibt es das Pop-up nicht mehr, das gab es nur im August 2024. Dafür gibt es das Restaurant immer noch und die Gerichte könnt ihr im Restaurant 7132 Silvers genissen.

2 Kommentare

2 Kommentare

  1. Sophie Hirschberg

    Vielen Dank für diesen wunderschönen Bericht! Das The Cambrian scheint wirklich ein Ort der Ruhe und Erholung zu sein. Besonders der Infinity-Pool und die beeindruckende Bergkulisse machen neugierig. Ein Besuch steht definitiv auf meiner Wunschliste!

    Antworten
    • Christian

      Vielen Dank! Ja, da solltest du auf jeden Fall vorbeigehen!

      Antworten
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