Doch Punkte kann man nicht essen, deshalb sind wir gespannt, was er auf den Tisch bringt. Zuerst wurde ein Amuse-Gueule serviert, eine phantastische Scampi- (oder Hummer-) Panna Cotta mit winzig gewürfelten Gemüse on top, ein kleines geschmacklich gut abgestimmtes Linsensüppchen und eine Scheibe Schinken, die es nicht unbedingt gebraucht hätte.
Die Karte macht es einem sehr schwer. Dörrtomatenmousse? Meeresfrüchte mit Linsen, Hummersauce, Chicorée und Orangen? Wildsäuli mit Tobinamburpüree? Die Entscheidung für die Vorspeise fällt auf Rotkohlcremesuppe mit Quittenschaum an gebratenem Makrelenfilet auf Quittenmus. Die Kombination passt hervorragend, der Fisch „duftet“ jedoch sehr nach Fisch, was unserem norwegischen Fisch-Freak, der quasi im Fischerboot mit den Makrelen aufgewachsen ist, etwas kritisch stimmte. Auch er hatte den Gang gewählt. Die Kombination hat aber absolut überzeugt.
Der Service war schnell, fast zu schnell. Das Einschenken des Weins erinnerte mich sehr an den Film „Dinner for one„. Es wurde so eingeschenkt wie der Butler dies nach der 3. Runde Alkohol gemacht hat. Bei dem Wasser und Weisswein hat man die ganzen Flecken rund um das Glas weniger gesehen, beim Roten hat die Bedienung dann etwas mehr Vorsicht walten lassen, sonst hätte man recht viel Salz gebraucht, um die Rotweinflecken zu eliminieren.
Die Hauptgericht-Auswahl war nicht einfacher. Portobello im Knusperteig? Maroniravioli, Zimt und Mostschaum? Steinbutt mit Kochbananen-Couscous? Ente? Reh? Rotbarbe mit Pulpo-Gnocchi? Es fällt mir schwer zu schreiben, ohne nicht gleich wieder einen Tisch zu reservieren. Die Entscheidung fällt auf einen sautierten Fisch auf Kraut, mit Pastis-Butter-Sauce und Kartoffeln. Welcher Fisch genau? Man sollte Blogeinträge immer zeitnah schreiben und nicht Wochen später, leider weiss ich es nicht mehr… Ich erinnere mich nur noch an den ausgezeichneten Geschmack.
Kleiner Einschub: Wisst Ihr eigentlich, was ein Portobello ist? Das ist ein „überschossener“ brauner Champignon mit einer Hutgrösse von ca. 10-15 cm, der gerne als Ganzes gebraten wird und zuweilen als Fleischersatz verwendet wird. Also im Prinzip ein ganz banaler Champignon. Der wohlklingende Name ist übrigens nichts anderes als ein Marketing-Trick aus den USA. Dort waren diese Pilze in den 80er und 90er Jahre der Hit und Portobello war die Namensbezeichnung der Riesen-Champignons. Aber hört sich trotzdem sehr schön italienisch an…
Eigentlich habe ich nach Vorspeise und Hauptgericht keinen Hunger mehr. Aber ein Blutorangen-Quarkgratin mit Blutorangensorbet klingt doch relativ leicht, oder? Das Dessert hat etwas auf sich warten lassen, was aber nicht verwundert, wenn man die ganzen Zeichnungen auf dem Teller betrachtet. Ich bereue es nicht, die heiss-kalte Kombination beendet den Gourmet-Abend perfekt.
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