[Restaurant] Der Kunsthof in Uznach

29.05.2022
Christian
Hinweis: Leider hat das Restaurant Kunsthof seit Ende März 2016 geschlossen!
Laut google sind es 8 h : 50 min, bis man von Zürich ins Restaurant Der Kunsthof in Uznach gelaufen ist. Es geht auch schneller. Mit dem ÖV 50 min, mit dem Auto (ohne Stau) nur noch 35 min. Wenn man bedenkt, dass man in Berlin oder Paris diese Zeit von einem Stadtviertel zum Anderen braucht, spricht eigentlich nichts dagegen, für ein Abendmenu den Weg aus der Stadt auf’s Land zu wählen. Wir haben den Weg auf uns genommen, mit ÖV, damit der Weinkonsum durch das Verkehrsmittel nicht beeinträchtigt wird, das Restaurant ist nur unweit vom Bahnhof entfernt und die Züge fahren bis in die Nacht.

Aber ein Besuch im Kunsthof soll ja nicht vom Verkehrsmittel abhängen. Es würde sich für den Genuss des Abendmenus auch ein längerer Weg absolut lohnen. Die 2003 renovierte Kreuzbodenscheune steht an der Ausfahrtsstrasse, aber im Hinterhof unter den Platanen bekommt man kaum etwas mit vom Verkehr. Für den Apero des Eröffnungsmenus verweilen wir bei lauem Wetter in sehr angenehmer Atmosphäre im Garten, ehe wir in den oberen Stock in den ausgebauten Heuboden umziehen.

Der Kunsthof ist nicht neu. Bis Mai 2014 beherbergte die Scheune bereits das Restaurant Kunsthof. Die damaligen Gastgeber sind in das Chappeli nach Grenchen umgezogen und der Österreicher Christian Geisler hat das Zepter in der Küche übernommen, zusammen mit dem neuen Restaurant-Chef und Sommelier Christian Magner. Marcus G. Lindner als neuer Pächter des Restaurants ist seit vielen Jahren in der Schweiz ein Name, der aus der Gastronomie nicht wegzudenken ist. Nach dem Mesa in Zürich zog es ihn ins Hotel Alpina in Gstaad.

Christian Geisler hat als Sous-Chef bereits im Mesa für Marcus G. Lindner gearbeitet, ebenfalls Christian Magner als Sommelier. Die beiden Christian’s wanderten nach dem Mesa wie Lindner in die Berge, jedoch nach Zermatt. Das dortige Heimberg ergatterte in kürzester Zeit einen Michelin-Stern und 16 GM-Punkte. Der Kontakt zwischen Christian Geisler und Marcus Lindner schien jedoch trotz der Gebirgsketten nicht abgerissen zu sein und man entwickelte ein gemeinsames Konzept für ein Restaurant in der Ebene, dem frei gewordenen Kunsthof in Uznach. Die gesamte Crew aus Zermatt machte sich sodann wieder auf dem Weg von den Bergen ans Seeufer. Fünf Mitarbeiter in der Küche, drei im Service, eine optimale Ausgangslage für das Restaurant mit den 40 Plätzen und der äusserst geräumigen Küche.

Im Service weht ein frischer Wind. Angenehm mit der genau perfekten Mischung an Distanz und Nähe fühlt man sich hier aufgehoben, als ob man Stammgast wäre. Die Tische haben viel Luft, die Tischnachbarn erscheinen in weiter Ferne, so dass man den Abend im Kunsthof im Gegensatz zu vielen anderen Restauraunts durchaus auch für Gespräche nutzen kann, die nicht jeder mithört. Durch den offenen Dachausbau hat man auch nach oben viel Luft und Offenheit. Farblich ist der Raum mit Grau und Holz sehr edel gehalten, akzentuiert durch etwas Rot. Man fühlt sich wohl.

Auf speziellen Steinplatten, die das Geologenherz in mir höher schlagen liess, wurden diverse Amuse-Gueule serviert und so der Magen bereits herrlich auf das folgende Menu eingestimmt. Allesamt ausgezeichnet!

Die Weinbegleitung startete mit einem Gelben Muskateller von Neumeister, einer typischen Traube in der Südoststeiermark. Der trockene Weisse mit zitronigen Nuancen hat sich gut zu den ersten Köstlichkeiten aus der Küche gefügt.

Brot | Chorizzo-Butter

Das Brot wurde in Form eines kleinen sehr ölhaltigen klebereichen Gebäcks serviert, kombiniert mit einer Chorizzo-Butter. Diese Kombination fanden wir fast etwas zu schwer für den Anfang, die Chorizzo-Aromen sehr stark in Kombinationen mit den feinen Geschmäckern der Amuse-Gueule. Zu dem Menu wurde sonst, eher ungewöhnlich, kein weiteres Brot serviert. Einserseits konnte man so die einzelnen Aromen besser geniessen, andererseits hat uns das Brot dann doch etwas gefehlt, um die Reste der ausgezeichneten Saucen aufzunehmen.

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Hamachi | Edamame | Erdnuss

Der Hamachi versteckt sich geschickt unter den anderen Zutaten, den Erdnüssen, Radieschen, Edamame, einer hauchdünn aufgeschnittenen eingelegten Gurke. Hamachi ist der Jungfisch der Gelbschwanzmakrele, einem nahen Verwandten des Thunfischs. Die ausgewachsene Variante wird Buri genannt. Ausserhalb von Japan ist der Fisch nicht einfach zu bekommen und wir haben dieses Geschmackserlebnis, dass wunderbar rund war, sehr genossen.

Edamame? Das sind die herrlichen, in den japanischen Restaurants einfach nur mit etwas Meersalz bestreuten gekochten jungen Sojabohnen. Mittlerweile werden sie sogar in der Schweiz angebaut, zum Beispiel von Klaus Böhler in Seuzach.

Jakobsmuschel | Lattich | Rote Beete

Geschmacklich ging es mit einem weiteren Feuerwerk weiter. Perfekt zubereitete Jakobsmuscheln wurden begleitet von Lattich und der am Tisch zugefügten Lattich-Sauce, die in ihren Grüntönen spannend mit der Roten Beete kontrastierte. Die Rote Beete oder Rande einerseits roh andererseits als getrocknete Chips waren auch von der Textur ein schöner Kontrapunkt. Als cremige Assoziation Käse mit scharfen Chilli-Aromen, ein ganz hervorragender Gang.

Der begleitende Wein ein Siefersheimer Riesling vom Porphyr, Winzerei Wagner-Stempel aus Rheinhessen. Porphyr ist ein aus Glutwolken entstandenes Gestein, das zur Entstehungszeit als sehr gashaltige Lava die Vulkanhänge herunterschoss. Heute liegt es friedlich als rotliches Gestein mit grösseren Kristalleinschlüssen an den Berghängen und sorgt dafür, dass darauf wuchtige Weine wachsen. Der Riesling war trocken, frisch, mineralisch und im Eichenfass ausgebaut, ganz so, wie ich das liebe und eine perfekte Ergänzung zu dem geschmacklichen Kunstwerk.

Sot ly laisse | Pfifferling | Pfälzer

Der nächste Gang stand ganz unter dem Motto der Hauptzutat: Sot l’y laisse, dem kleinen, filetartigen Pfaffenstückchen vom Poulet, das man beidseits der Wirbelsäule findet. Das sehr aromatische und zarte Fleisch wird insbesondere in Frankreich serviert, der Name scheint geradezu ideal zu diesem Gang zu passen: „ein Narr, der es liegen lässt“. Dem können wir nur beipflichten, selten haben wir ein Sot l’y laisse so harmonisch in einen Gang eingebunden gesehen.

Die klassischen Rüebli schön angerichtet, dazwischen die gelben Pfälzer Rüebli in Scheiben frittiert, knackige Eierschwämmli, ein dunkler Jus am Tisch aufgegossen. Dazwischen knusprig gebratene Poulet-Haut. Die grüne Creme, wohl im Pacojet verarbeitet, rundete den Gang textural und geschmacklich schön harmonisch ab.

Zu dem Gang wurde ein Weisswein aus der Côtes du Rhone, Clos Bellane Village von der Ferme du Mont serviert. Der aus den Trauben Marsanne und Viognier gekelterte Wein passte mit seinen Aromen von Aprikose und Honig hervorragend zum Gericht.

Rind | Brunnenkresse | Pfirsich

Der Hauptgang mit einem butterzarten Rind, bedeckt mit einem Hauch Lardo. Die Brunnenkresse als Blatt und Emulsion anbei. Die kleinen Kartoffeln leicht geräuchert, wohl im Big Green Egg, das auch in dieser Küche nicht fehlen darf.

Der Pfirsich-Geschmack kam leider nicht ganz zur Geltung, insgesamt lag der Gang etwas hinter den vorher servierten Gängen zurück.

Der Wein dazu hingegen ein Gedicht, Haut Faugères 2009 des Chateau Faugères in St. Emilion. Ein schwerer Roter, der Jahrgang geprägt von grosser Trockenheit, einem kräftigen Hagelgewitter im Frühjahr, das ein Drittel der Ernte vernichtete aber schliesslich mit einem herrlichen Sommer und Herbst den Jahrgang zu einem grossen Wein führte. Das ist mit jedem Schluck zu schmecken.

Banane | Schokolade | Pistazie

Beim Dessert sehr erfreulich, dass sich auf wenige Komponenten konzentriert wurde und nicht wie immer häufiger, dem Gast ein überbordendes Geschmackskarusell serviert wurde. Die drei Hauptrollen spielten Banane, Schokolade und Pistazie, die in unterschiedlichen Texturen ein herrliches Zusammenspiel auf dem Teller abgaben. Ein ganz ausgezeichneter Abschluss zu einem äusserst genussreichen Esserlebnis.

Der 2009’er Gewürztraminer Vendages Tardives von Marcel Deiss aus dem Elsass rundete das Dessert gekonnt ab.

Team

Im Restaurant wurden wir von Restaurantleiter und Somilier Christian Magner und seiner Stellvertretung Stefanie Fischer bestens umsorgt. In der Küche stehen neben Christian Geisler der Souschef Mitja Birlo, der Saucier Simon Fraundorfer und für die Patisserie Ingo Pappenberg.

Café & Conclusion

Nebst dem Espresso die letzten kleinen süssen Verführungen, ganz in Weiss. Damit beenden wir einen schönen Abend in herrlichem Ambiente und äusserst gastfreundlichem Rahmen.

Im Zug lassen wir die letzten Stunden Revue passieren und sind der Meinung, dass sich dieser Weg mehr als lohnt. Nicht nur des äusserst ansprechenden äusseren Rahmens wegen, sondern vor allem auch wegen der geschmacklichen Kunststücke auf den Tellern. In der Tat ein kunstvoller und kunstreicher Abend im Kunsthof. Und da sind wir auch schon wieder in Zürich angekommen.

Wir wünschen dem neuen Team vom Kunsthof viel Erfolg und freuen uns schon auf den nächsten Besuch.

Der Kunsthof – Restaurant
Zürcherstrasse 28
8730 Uznach

Telefon: +41 55 290 22 11
E-Mail: restaurant@derkunsthof.ch

Öffnungszeiten:
Mittags ab 11:45 Uhr, täglich ausser Dienstag
Abends ab 18:30, Mittwoch bis Sonntag

Links zum Kunsthof:

Webseite
Facebook
Bewertungen:

Yelp
Tripadvisor
Foodblogger-Berichte:

Küchenreise (15.07.2014)
Reisememo (17.07.2014)
NZZ-Artikel (19.11.2014)
Bewertungen:

17 Gault Millau Punkte
1 Michelin Stern
Aufsteiger des Jahres in der Deutschschweiz 2015 (GM)

Besuch am 18. Juni 2014 zum Eröffnungsmenu
Wir konnten an dem Abend das Eröffnungsmenu geniessen. Man kann sich aber am Abend für Menu oder à la carte entscheiden. Die aktuelle Abendkarte findet ihr hier:

Abendkarte Juni 2014

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