Es gibt Städte, da sucht man vergeblich nach einem Restaurant, in dem man sich wohlfühlt und auch noch gut essen kann. Dann wiederum gibt es Städte, da kann man sich gar nicht entscheiden und zwei Tage reichen definitiv nicht aus, um die Vielfalt des Angebots in Solothurn auch nur im Entferntesten zu testen. Nach unserem Besuch im La Couronne und dem Salzhaus steht als Abschluss der Tiger auf dem Programm. Ortsfremde haben erstmal Fragezeigen bei diesem Namen. Asiatisch? Thai, Vietnamese, Chinese? Jedes Kind aus Solothurn hingegen kennt die Geschichte vom Admiral, der hier in diesem Haus vor über 100 Jahren seine laute Stimme erhob und die tönte gemäss den Überlieferungen wohl wie ein Tiger. Und seitdem hat sich dieser Name fest verankert und wurde auch von den neuen Eigentümern traditionsbewusst übernommen.

Das war es dann aber schon mit der Tradition. Denn bei allem anderen geht man hier neue Wege! Das Restaurant gehört vier Inhabern: Psychologin, Maler, IT-ler, Koch (der aber aus Immobilien gewechselt ist). Keine alltägliche Gruppe, aber schliesslich kennt man sich quasi aus dem Sandkasten und so kann nichts schiefgehen. Auch beim Konzept geht man neue Wege, alleine durch die Wahl des Spitzenkochs Andre Jürgen, der ein Food-Konzept für das zwei-stöckige Restaurant entwickelt, dass es so in dieser Art auch noch nicht gibt. Doch dazu später. Eine der Inhaberinnen ist an diesem Abend mit im Restaurant. Die Restaurantleiterin Cheyenne Hess ist nicht da, und so springt Vanna ein und versprüht eine derartige Freundlichkeit und Begeisterung, dass man gleich angesteckt wird.

Und um nicht nur die Gourmetfreaks anzuziehen, serviert man im Erdgeschoss eine kleine Karte und Weine, die es sonst nicht an jeder Ecke gibt.

Die Küche ist in den grossen Raum im ersten Stock integriert. Zwei besondere Plätze haben sogar den direkten Blick in die Küche, Chef’s Table vom Feinsten. Das Konzept der Küche ist Sharing, weshalb es sich natürlich besonders eignet, wenn man mit mehreren Personen kommt. Und so sind die Tische am Abend auch ganz unterschiedlich belegt, von 2 bis fast 10 Personen.

Jürgen hat es am Liebsten, wenn die Gäste das Überraschungsmenu bestellen. So kann er am Geschicktesten planen und entsprechend so variieren, dass möglichst wenig Food Waste entsteht. Bei dem Preis für das Menu ist das auch die beste Wahl, die Preis-Leistung ist hervorragend.

Sehr viel mehr sei an dieser Stelle nicht erzählt, denn wen das Konzept näher interessiert, der liest sich am Besten das Interview mit Jürgen Andre durch.

Der Aufbau der Gerichte ist wirklich aussergewöhnlich. Die Basis jeden Gerichts ist immer vegetarisch, manchmal vegan. Das Fleisch bzw. der Fisch können auf Wunsch dazu bestellt werden. Entweder beim Menu für das gesamte Menu oder bei den einzelnen Gerichten pro Gericht. Es gibt aber auch Gäste, die ein vegetarisches Gericht bestellen, dazu dann aber für den Hauptgang ein grosses Stück Fleisch, denn auch das wird angeboten.

Der Abend war gelungen. Die Atmosphäre des Restaurants ist entspannt, der Service freundlich und die Gerichte innovativ und ausgezeichnet. Der Tiger hat erst 2023 eröffnet, aber schon jetzt hat er seinen Platz in der Gastronomie von Solothurn gefunden.

Sehr empfehlenswert!