Kochen ist interpretieren. Zutatenlisten sind wichtig, aber die Mengenangaben variieren tausendfach. Und bei einer Pho gibt es wie bei vielen anderen Gerichten unzählige Varianten. Schlussendlich müsst ihr selbst entscheiden, wie intensiv ihr eure Brühe ansetzen wollt. Mehr Kardamon oder mehr Zimt, mehr Zucker oder mehr Fischsauce. Entscheidet selbst, was ihr wollt, im Rezept findet ihr Richtwerte, mit denen ihr auf jeden Fall einen herrlichen Duft in eure Küche bringt. Und da die Brühe über Stunden vor sich hinköchelt, kann man sich gleich ein oder zwei Tage darauf freuen. Zwei Tage??? Ja, denn am Besten, ihr kocht die Suppe ein paar Stunden, lasst sie über Nacht wieder abkühlen, und kocht sie am nächsten Tag wieder auf.
Im Rezept findet ihr zwei Varianten, wie man die Brühe herstellen kann:
In der ersten Variante setzt ihr die Knochen in kaltem Wasser auf und siebt den Schaum, der sich aus den Verunreinigungen ergibt, immer gleich mit einer Schaumkelle ab. Ihr bekommt die Brühe aber nie richtig sauber und rein, es bleibt immer Schaum übrig, der die Brühe eintrübt. Die Brühe wird dadurch weniger klar, dafür intensiver, da alle Aromen in der Brühe bleiben.
Bei dieser Variante erhitzt ihr das Wasser, bis es kocht. Anschliessend gebt ihr die Knochen rein und kocht die Knochen für ca. 5 Minuten. Dann werden die Knochen abgesiebt, unter fliessendem kalten Wasser abgewaschen und gereinigt, das Kochwasser entsorgt, der dreckige Topf gereinigt und nochmal neues kaltes Wasser aufgesetzt. Dieses Mal könnt ihr die gereinigten Knochen gleich im kalten Wasser aufsetzen. Auch hier wird sich wieder etwas Schaum bilden, den ihr abschöpfen müsst, aber eben viel weniger. Der Prozess ist also aufwendiger, verspricht aber eine klarere Brühe. Dafür geht aber ein Teil der Aromen durch das erste Aufkochen und Abspülen verloren, die Brühe ist also etwas weniger intensiv.
Wer also viele Aromen will, weniger Arbeit und wem die Klarheit der Brühe egal ist, der wählt die erste Variante. Wer auf eine wirklich schöne klare Brühe wert legt und wem der Zwischenschritt nicht zu aufwendig ist, der wählt die zweite Variante.
Knochen
Das ist schon eine Wissenschaft für sich. Ihr könnt natürlich einfach ein paar Knochen beim Metzger bestellen. Wenn ihr aber eine richtig geniale Brühe wollt, dann kauft besser gleich verschiedene Knochen: Markknochen, nicht zu gross geschnitten, damit das Mark sich mit der Suppe verbinden kann. Das reicht aber nicht! Nehmt auf jeden Fall auch noch Fleischknochen, die der Brühe ein intensives Rinderaroma geben.
Fleisch
Ganz grandios wird eure Pho, wenn ihr zwei verschiedene Fleischsorten verwendet. Ein schönes Stück Siedfleisch, das je nach Grösse für 2-3 Stunden mitgegart wird. Ihr bekommt ein herrlich zartes mürbes Fleisch, das im Mund zerfällt und ausserdem der Brühe den perfekten Kick gibt.
Zusätzlich kauft ihr ein herrliches Stück Entrecote, das ihr sehr dünn aufschneidet und roh in die Schüssel legt, bevor ihr die kochend heisse Brühe darüber giesst. Durch diesen Prozess wird das Fleisch in Sekunden gegart und gibt einen schönen Kontrast zu dem Siedfleisch.
Pilze
Nein, Pilze gehören nicht in eine klassische Pho, schon gar nicht in eine Pho Bo (Rinder Pho). Ich gebe aber ganz gerne fein geschnittene kleine Champignons dazu, das mache ich aber nur, wenn mein Bekannter mit vietnamesischen Wurzeln nicht dabei ist, sonst gibt es kritische Blicke. Wenn euch das aber egal ist, könnt ihr Shiitake-Pilze für einen tiefen, erdigen Geschmack, Austernpilze für einen milden Geschmack und zarter Textur, Enoki-Pilze für eine interessante Textur oder Champignons für eine neutrale, milde Note verwenden.
Vietnamesische Pho
Werkzeuge
- 1 grosser Topf
- 1 Schaumkelle
Zutaten
Brühe
- 2 kg Rinderknochen
- 3 l Wasser
- 500 gr Siedfleisch
- 1 Zwiebel
- 50 gr Ingwer
- 3 Kardamon
- 2 Nelken
- 4 TL Koriandersamen
- 1 Sternanis
- 2 Zimtstangen
- 1 TL Salz
- 20 gr Palmzucker
- 2 EL Fischsauce
Zutaten Pho
- 200 gr Reisnudeln
- 200 gr Entrecote, zum Kurzbraten
- 150 gr Sprossen
- 2 Frühlingszwiebeln
- 4 Limetten
- 4 rote Chili
- 4 Stengel Thaibasilikum
- 4 Stengel Koriander
- 2 Stengel Minze
Zubereitung
Mise-en-place
- Gewürze abwiegen und bereitstellen.
- Die 1 Zwiebel und 50 gr Ingwer halbieren.
Zubereitung Brühe (intensive, nicht so klare Variante)
- Kaltes 3 l Wasser in einem grossen Topf aufsetzen, 2 kg Rinderknochen hinzufügen.
- Aufkochen und ständig absieben, bis sich kaum mehr Schaum bildet (ca. 10-15 min).
Zubereitung Brühe (klare, etwas weniger intensive Variante)
- Wasser im Topf zum Kochen bringen.
- Knochen hinzufügen und ca. 5 min kochen.
- Knochen absieben und mit viel Wasser abwaschen. Topf reinigen.
- Knochen im Topf mit neuem, kaltem Wasser aufsetzen, zum Sieden bringen.
- Immer wieder Schaum abschöpfen.
Weitere Schritte Brühe (bei beiden gleich)
- Währenddessen Eisen-, Gusseisen- oder Edelstahlpfanne stark erhitzen und die halbierte Zwiebel und Ingwer stark anrösten, bis sie fast schwarz sind. Dann aus der Pfanne nehmen und zur Brühe geben.
- Gewürze für 1-2 Minuten anrösten, ständig bewegen.
- Gewürze ebenfalls in die Brühe geben. Jetzt nicht mehr abschäumen, sonst fischt ihr die ganzen Gewürze wieder raus.
- Mehrere Stunden bei geschlossenem Deckel leicht vor sich hinsieden lassen.
- Der Brühe 1 TL Salz, 20 gr Palmzucker und 2 EL Fischsauce zugeben, Menge je nach Geschmack.
- Ungefähr zwei bis drei Stunden (je nach Grösse vom Fleisch) vor der Fertigstellung das 500 gr Siedfleisch hinzugeben. Einerseits braucht man das Fleisch für das Gericht als Einlage, andererseits gibt das Fleisch nochmal zusätzliches Aroma in die Brühe.
- Fleisch aus der Brühe nehmen und schneiden.
- Brühe durch ein sehr feines Sieb absieben.
Fertigstellung
- Die 200 gr Reisnudeln gemäss Anleitung kochen, gut mit Wasser abspülen (damit sie nicht kleben) und beiseite stellen.
- Das 200 gr Entrecote fein aufschneiden.
- Die 150 gr Sprossen waschen und abtropfen lassen.
- Die 2 Frühlingszwiebeln sowie die 4 rote Chili fein schneiden.
- Die 4 Limetten der Länge nach vierteln.
- Das 4 Stengel Thaibasilikum, 4 Stengel Koriander und 2 Stengel Minze von den Stengeln abzupfen.
- Alle Zutaten in kleinen Schüsselchen bereitstellen und samt dem Topf mit der Brühe auf den Tisch stellen. Ihr könnt auch die Pho bereits fertig servieren, mit Brühe, Reisnudeln und Fleisch, nur den Rest kann jeder selbst gestalten. Aber mir ist es lieber, wenn jeder alles selbst machen kann.
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