Seven
Wenn man in eine fremde Stadt kommt, stellt sich schnell die wichtigste Frage: wo gehe ich Essen? Tipps von Freunden sind willkommen, aber die haben nicht immer den gleichen Geschmack. Plattformen wie TripAdvisor und google sind auch nicht immer angereichert mit Fachkompetenz und so wussten wir bei unseren Kurzausflug nach Lugano auch nicht gleich, welches Restaurant passen könnte, insbesondere mit Kindern.
Zum Glück hat Lugano Region, die Tourismus Organisation von Lugano, die uns zu der Tessin-Tour eingeladen haben, uns auch diese Frage abgenommen und so haben wir in kurzer Gehdistanz vom Hotel Federale den Freitag Abend im Restaurant Seven Lugano verbracht. Direkt am Seeufer liegt das Seven im 5. Stock, Seven Club und Lounge sind in den unteren Stockwerken. Mit dem gläsernen Aufzug wird die Sicht auf die Bucht immer grossartiger, oben angekommen sind wir nicht minder erstaunt von der Grösse und der gelungenen Atmosphäre des Restaurants. Wir werden vom Restaurantleiter Igor Scaramozza herzlich empfangen und an einen schönen Tisch am Fenster mit perfekter Aussicht geführt.
Die Karte überrascht gleich mehrfach. Sie zeigt einerseits eine sehr hohe Kreativität der Gerichte, italienischen Flair (Pasta als Primi Piatti), aussergewöhnliche Zubereitungsarten (Fleisch und Fisch vom Josper) und Sushi.
Grundsätzlich empfehle ich Karten, die so ein unterschiedlich ausgeprägtes Angebot haben, mit Vorsicht zu geniessen. Entweder man bietet Sushi an oder Grill, man kann schliesslich nicht beides perfekt anbieten. Ob das dann doch geht, werden wir ja sehen. Heute sind wir mit Familie da, so können wir ja auch gleich alles testen.
Die Kinder bekommen eine eigene Karte, man ist wohl auch auf diese Gästegruppe vorbereitet, das gefällt schon mal. Auch der Service nimmt diese für die Zukunft durchaus wichtige Kundengruppe ernst, und zwar nicht übertrieben gespielt, sondern ehrlich und nett. Das hat bei unseren Damen einen rundum guten Eindruck hinterlassen.
Unsere Wahl
Wir versuchen, aus jedem Bereich der Karte etwas zu testen, Vorspeisen, primo Piatti, Sushi und etwas vom Josper. So wählen wir:
KURZGEBRATENER OKTOPUS UND ERBSEN
niedrig-Temperatur gegart, mit geräuchertem Büffelmozzarella und süss-sauer marinierter roter Zwiebel
ROTE KREVETTE
Tatar von roten Krevetten, Kokosnussmilch, Limette, Avocado und Reiskräcker mit Sepia
LAMMRÜCKEN, Irland
in Pistazienkruste, mit Spinat und Aprikose
SUSHI
vom Sushi-Chef Arkadiusz Jedynak zusammengestellte Platte
Die Kinder wählen von der sehr schön aufgebauten Kinderkarte Risotto Bianco und ein herkömmliches Schnitzel mit Pommes.
Mit unseren Vorspeisen ist dieser Wunsch dann aber schnell wieder beiseite gelegt und wir widmen uns den komplexen Aromen. Auch wenn mich mein Oktopus vollkommen überzeugt, die rote Krevette macht hier das Rennen. Definitiv würden wir für diesen Gang wieder ins Seven kommen. Eine derart zarte und ausgesuchte Aromenvielfalt zeugt von einer hohen Qualität des Kochs!
Hauptgerichte sind häufig etwas langweiliger als die Vorspeisen, doch der Lammrücken überrascht mich. Die Kombination ist ausgezeichnet abgestimmt, unter dem Lammrücken ein Kartoffelstampf aus violetten Kartoffeln, der so auf der Karte nicht zu finden war, aber perfekt passt. Das Fleisch kommt vom Josper und ist wunderbar zart. Josper sind Kombigeräte aus Grill und Backofen aus Spanien, werden mit Holzkohle mit hoher Temperatur geheizt und können geschlossen werden. Die hohe Hitze sorgt für schnelle Garung, danach wird das Fleisch noch kurz geruht.
Ein grosses Dessert probieren wir nicht mehr, dafür ist schlicht kein Platz mehr vorhanden. Statt dessen bietet das Seven eine besondere Idee. Es wird einfach ein Angebot kleiner Desserts auf den Tisch gestellt, bei dem man sich nach Lust und Laune bedienen kann. Wir testen die Panna Cotta, und die Kinder bestellen auch noch eine Kugel Vanille-Glacé. Überraschenderweise wird diese nicht in einer banalen Schüssel serviert sondern in einem Bett aus Eis. Sehr schöne Idee!
Man braucht südlich der Alpen eigentlich nicht zu erwähnen, dass der Espresso das Ganze schön abgerundet hat; wir erwähnen es trotzdem, weil dieser wirklich richtig cremig und perfekt war.
Da wir an diesem Abend mit Kindern unterwegs waren haben wir auf ein langes Menu mit abgestimmten Weinen verzichtet. Aber das Angebot erlaubt durchaus eine schöne Weinbegleitung. Vielleicht ja das nächste Mal….
Fazit
Im fünften Stock findet ihr kein heimeliges kleines italienisches Restaurant. Im Seven wird eine coole Atmosphäre mit ausgezeichnetem Essen geboten. Der Blick auf den See ist kaum zu überbieten, im Sommer eignet sich überdies auch die Terrasse zum Dinieren.
Die Preise sind durchschnittlich bei der Pasta (zwischen CHF 20 und 30), bei den Hauptgerichten teilweise gehoben, aber aufgrund der hohen Qualität absolut akzeptabel.
Der Service war sehr zuvorkommend und freundlich, man ist hier sehr bedacht auf die Kundenzufriedenheit. Und es ist ein Restaurant, in das man sehr gut auch die Kinder mitnehmen kann (vorausgesetzt, diese wissen sich in einem Restaurant zu benehmen).
Bei unserem Besuch in der Küche haben wir gespürt, wie gut die Stimmung ist und mit welcher Leidenschaft gearbeitet wird. Das scheckt man wirklich bei den einzelnen Gerichten. Wir kommen sehr gerne wieder!
Via Stauffacher 1
6900 Lugano
Telefon: +41 (0)91 290 77 77
Öffnungszeiten:
Mo-Sa 12:00–15:00, 19:30–00:00
So Geschlossen
Beschreibungen Restaurant:
Tripadvisor
google
Michelin 2018
Best of Swiss Gastro, 2. Rang Trend in 2016
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