Das Restaurant
Wir sind das zweite Mal in dem kleinen Restaurant in einer unscheinbaren Seitenstrasse. Klein ist das Restaurant insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn der überdachte Gang zum Hinterhof nicht mehr als Platz zur Verfügung steht. Beim PaneOlio stellt man dafür dann einfach die Stühle sehr eng, was einerseits zu einem hohen Geräuschpegel, andererseits zu etlichen negativen Bewertungen in den Bewertungsplattformen geführt hat. Aber: ist eine enge Bestuhlung und ein hoher Lärmpegel auch nicht etwas Schönes? Ist es nicht das, was wir uns in jedem römischen Restaurant wünschen und als Touristen in Italien Abends beglückt aus dem Restaurant schlendern und uns gefreut haben, dass so richtig etwas los war?
Wir hatten am Montag Abend Glück, (oder Pech) gehabt, denn es waren kaum die Hälfte aller Plätze belegt. Kein Stühle-Herumrücken oder Anschreien notwendig. So konnten wir uns in Ruhe auf das Essen konzentrieren.
Die Karte
Die Konzentration braucht man auch, denn die Karte wird nur in Italienisch geliefert. In schwungvoller wunderschöner Schrift versuchen wir, die Karte zu entziffern. Authentisch in der Tat, leider kann ich kein Italienisch. Aber egal, wir finden etwas. Neben der kleinen Hauptkarte gibt es ein schönes Angebot auf der Wochenkarte.
Die Weinkarte ist nicht sehr gross, umfasst aber ein schönes Angebot hochwertiger Weine. Offenweine gibt es wenig, die mit einem Preis ab CHF 9.50 eher hoch angesetzt sind. Was uns dann schlussendlich nicht daran hinderte, den vorzüglichen Montepulciano ausgiebig zu probieren.
pulpo. stangensellerie. tomaten. oliven.
Wir konnten uns schnell entscheiden. Sizilianischer Salat – Hausgemachte Pasta mit Gamberi und Artischocken – Goldbrasse mit Muscheln und gegrilltem Gemüse. Wir fragen beim Bestellen noch nach Pulpo. Glück gehabt, wir ersetzen den Salat mit dem Pulpo und so kommt schon bald ein butterzarter Pulpo mit Stangensellerie und kleinen Tomaten, mit Pane e Olio, selbstverständlich. Ich mag den Pulpo gerne in Olivenöl stundenlang gedünstet, im eigenen Saft, dieser hier wurde lange im Wasser gegart. Wer Pulpo nicht mag, sollte ihm hier eine zweite Chance geben, denn das feine Fleisch ist weder knatschig noch aufdringlich im Geruch. Recht schnörkellos, aber ausgezeichnet.
pasta. artischocken. gambas.
Die Pasta ausgezeichnet, die Gambas leider etwas zu trocken. Ganz hervorragend die feinen und zart gekochten Artischocken, die dünn aufgeschnitten unter die Pasta gehoben wurden. Man merkt, das hier jemand mit Begeisterung am Herd steht, wenngleich wir diesen Jemand leider nicht zu Gesicht bekommen. Daniele Pagliei kommt von Rom, startete als Kunst-Töpfer und arbeitete sich im Restaurant Latino bis zum Chefkoch hoch, bis er dann 2000 zuerst mit einem gleichnamigen Catering, ab 2008 mit dem Restaurant die Selbständigkeit wagte.
goldbrasse. venusmuscheln. tomaten. oliven. grillgemüse.
Der Fisch wird in einer kupfernen Pfanne serviert, ausgezeichnet gebratenen, überdeckt mit Venusmuscheln, Tomaten und Oliven.
Die Kombination sehr traditionell und schön abgestimmt. Wir wurden nach Beilagen gefragt: Kartoffeln, Gemüse, Grillgemüse, …
Die Wahl des Grillgemüses passte sehr gut, endlich ein Italiener ausserhalb Italiens, bei dem man zuerst Pasta und dann ein Hauptgericht ohne Stärke bekommt und man sich nach dem Essen nicht „genudelt“ nach Hause schleppt.
Panna cotta, Espresso, Rochelt Orange
Ich bin kein grosser Fan von Desserts. Aber bei Panna Cotta kann ich nicht wiederstehen! Und da es auf der Karte stand und ich es auch ohne Italienisch-Kenntnisse verstanden habe, war die Bestellung schon geordert, bevor ich nachdenken konnte.
Der Espresso war endlich so, wie man ihn sich wünscht. An guten Espressomaschinen ist in Zürich wahrlich kein Mangel. An Personen, die die schönen Siebträger auch bedienen können, leider schon. Hier aber wusste jemand, wie ein Espresso schmecken soll.
Schnaps? Oh, ich habe die grüne Rochelt-Flasche gesehen. Rochelt Orange, kenne ich nicht. Der Geschmack ist umwerfend, köstliche Orangen-Aromen von der Orange Salustiana aus dem Mittelmeerraum. Übrigens: 59% Alkohol! Also Vorsicht!
Fazit
Kurz gesagt: wir werden sehr gerne wieder kommen. Das Ambiente ist gemütlich, dennoch etwas edel, man fühlt sich wohl. Essen und Wein auf hohen Qualitätsniveau, authentisch ist ein Wort, das perfekt für das Restaurant passt. Für jeden Abend ist es etwas teuer, aber es ist den Preis wert. Der Service zurückhaltend, aber sehr nett und ehrlich. Empfehlenswert!
Informationen
Webseite
Facebook(leider nicht aktuell)
Bewertungen:
Foodblogs:
- Das Filet (2013)
- The Real Picky Gourmet (2008)
Bewertungen:
- 13 Gault Millau Punkte
Besucht am 02.03.2015
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