Essen am Katzentisch
Wir wären daher wohl nicht auf die Idee gekommen, mitten im Kreis 1 nach einem Restaurant zu suchen. Aber der Katzentisch (leider gibt es das Angebot nicht mehr) hat uns genau auf diese Idee gebracht. Wir gehen die angebotenen Katzentische durch und entscheiden uns für den Münsterhof.
Wir buchen den frühen Tisch um 18:30 und sind die ersten Gäste am Abend. Wir haben Zeit, uns etwas umzusehen. Wir werden in den ersten Stock geführt, den eher „femininen“ Bereich, verspieltere Tische und Stühle, harmonischere Farben, abgestimmt auf das alte Wandgemälde der Liebenden.
Bei der Konzeption ging man sogar soweit, die Wassergläser den Gläsern auf dem antiken Wandgemälde nachzubilden. Leider ist dabei aber jeglicher Blumenschmuck vergessen worden, einzig die grossen Rosenkörbe mit Stoffblumen auf der Fensterbank versuchen Natur zu vermitteln, bringen aber eher Schatten in den niedrigen Raum. Das Erdgeschoss passieren wir recht schnell, der „maskuline“ Teil des Restaurants ist mit weniger Farben abgestimmt und erinnert mehr an ein Bistro, wirkt aber insgesamt ausserordentlich geschmackvoll.
Das Restaurant wurde übrigens Anfang 2015 von „We are Content“ übernommen, die u.a. auch das Helvetia betreiben. Am Herd setzt Stefanie Freudiger die Konzepte der 16 Punkte GM Köchin Françoise Wicki vom Helvetia um. Die Vorbesitzer des Münsterhof Tobias und Sabrina Buholzer sind ab Mitte 2015 neu im Hirschen in Eglisau.
Das Katzenmenu
Gebucht haben wir über den Katzentisch. Jeden Tag gibt es dort ab 15 Uhr die aktuellen Angebote von Tischen, die für den Abend in Zürich noch frei sind – die Katzentische eben. Online reinschauen, genüsslich aussuchen und bequem buchen. Im Restaurant selber bekommt man dann neben dem gebuchten Angebot (entweder ein Menu oder ein Mindestverzehr) noch eine kleine Aufmerksamkeit dazu, beim Münsterhof waren es zwei Gläser Champagner. Lecker.
Es wurde beim Münsterhof ein 4-Gänge-Auswahl-Menu inkl. Wein, Kaffee und vom Katzentisch offerierten Champagner für CHF 250 für 2 Personen angeboten, das klingt interessant und wir buchen schnell und unkompliziert über die neue Plattform. Wenn ihr wissen wollt, wie der Katzentisch genau funktioniert: hier unser Bericht!
Starter
Als Gruss von der Küche wird eine halbe, schön reife Feige mit einem geräuchterten Schweinefilet serviert. Fein mit Thymian abgestimmt und mit Öl dezent aromatisiert. Ein gelungener Einstieg. Brot wurde allerdings erst auf Nachfrage serviert, und leider war das von der Qualität her eher fad.
Frühlingssalat, Datterini-Tomaten, Gartenkresse
Als nächsten Gang hatten wir uns beide für den Salat entschieden. Als Alternative hätten es bei dem 4-Gänge-Menu auch Crostini mit Lardo gegeben. Der Salat war von einer Top-Qualität und fein abgeschmeckt, aber uns war es fast etwas arg unspektakulär und langweilig.
Ratatouille-Süppchen
Der nächste Gang überraschte durch die ausgezeichnete Verbindung verschiedener Aromen und Texturen. Die Suppe wurde am Tisch über die Paprika- Schwarze Oliven- und Brotstückchen gegossen. Serviert wurde in schlichten, sehr schönen Tellern, die heiss serviert wurden, was uns wirklich gut gefallen hat (leider ist das noch immer nicht in jedem Restaurant üblich).
Risotto mit Mascarpone, Ruccola
Alternativ zum Ratatouille-Süppchen gab es ein Risotto. Das ist definitiv kein triviales Gericht, und wir haben daran sicherlich eher hohe Anforderungen. Der richtige Reis, ständiges Rühren, viel Parmesan und zum Schluss Unmengen untergerührter kleiner eiskalter Butter-Stückchen, damit jedes einzelne Reiskorn von dem Schmelz eingehüllt ist. Ein gutes Risotto bekommt man leider nur selten. Das Risotto vom Münsterhof war aber wirklich schlichtweg ein Traum! Obenauf Mascarpone und etwas Rucola, der die Schwere des Gerichts ein wenig abgemildert hat.
Felchenfilet gebraten, Salzkartoffeln, Spinat, Mandelbutter
Wären wir ohne das vorgegebene Menu gekommen, wir hätten sicher nicht ein Felchenfilet, Spinat und Kartoffeln gewählt. Aber die Alternative, Rindsfiletstreifen mit rotem Curry, Parfumreis und asiatisches Gemüse hat uns noch weniger zugesagt. So wählten wir einmal den Fisch mit Kartoffeln, einmal nur mit Gemüse, was ohne Probleme möglich war.
Wiederum wurden die Gerichte sehr heiss in sehr warmen Tellern serviert, der Fisch von perfekter Qualität, mit schön gebrutzelter Haut mit Mandeln serviert. Klassisch, traditionell, aber es hat uns ausgezeichnet geschmeckt. Anstelle der Kartoffeln haben wir zu einem Teller eine grosse und bunte schön leicht gedämpfte Gemüsebeilage erhalten.
Dessert
Wir kommen zum Dessert, das Tagesdessert entpuppt sich als unser Lieblingsdessert: Panna Cotta! Dieses Mal ohne die klassische fruchtige Sauce, sondern einfach mit frischen Beeren, ein sehr gelungener Abschluss.
Kaffee
Das Dessert war eigentlich noch nicht ganz der Abschluss. Im 4-Gängemenu des Katzentisch-Angebots war nämlich auch noch ein Kaffee enthalten. Und das war auch gut so. Selten haben wir in einem Restaurant einen so ausgezeichneten Espresso bekommen!
Die Weine
Unschlagbar! Zum Einen waren die Weine von ausgezeichneter Qualität und sehr passend zum jeweiligen Gericht gewählt, zum Anderen war auch die Präsentation der Weinbegleitung überzeugend. Trotz vollem Restaurant wurde hier nicht gestresst sondern man hat sich Zeit gelassen, uns die Besonderheit des jeweiligen Weins zu erläutern. Uns wurden die folgenden Weine serviert:
CU CU
CU CU, Vino de la Tierra de Castilla y Leon, 13%:
Ein fruchtiger Spanier, weisser Crianza, zum Start, der ironischerweise „Frosch“ heisst und einen solchen auf dem Etikett hat. Ironisch deshalb, weil der Wein aus einer sehr trockenen Gegend kommt, in der es kaum Frösche gibt. Der Verdejo lagerte 8 Monate in 300l französischen Eichenfässern und beeindruckt mit frischen Zitrusaromen.
Webseite Weingut (da findet man den Wein aber leider nicht)
ANTHOS
ANTHOS, Matteo Correggia, 2013, 12.5%:
Aus Canale, Italien, definitiv kein alltäglicher Wein. Aus Trauben, die eigentlich nur für Süssweine verwendet werden, wurde hier ein Rotwein kreiert, den man in einer Blindverkostung sicher nicht als Roten erkennen würde. Die Farbe sehr blass wird der Wein eher kalt serviert und überrascht somit in Geschmack und Geruch. Spannend, passend zu den Gerichten und zum lauen Sommerabend.
CHATEAU DE VAUDIEU
CHATEAU DE VAUDIEU, Châteuneuf-du-Pape, Famille Bréchet, 14.5%:
das Beste zum Schluss, schlicht umwerfend. Den Wein werden wir uns merken. Schwer, voll im Geschmack, ein perfekter Abschluss!
Fazit
Beim Münsterhof sind wir hin und hergerissen. Die Menukarte wechselt ständig und wir hatten hier vielleicht einen ungünstigen Tag erwischt. Ein asiatisches Hauptgericht hat in die Konstellation einfach nicht gepasst, zudem mit einem Risotto davor, Jasminreis danach? Wenn in einem Menu nur 2 Varianten zur Verfügung stehen, sollten sie so komponiert sein, dass jeweils ein Wechsel untereinander möglich ist. Zweiter Kritikpunkt ist die etwas mangelnde Kreativität bei den Gerichten. Aber das ist schlussendlich die Entscheidung des Restaurants, welcher Stil serviert werden soll. Dennoch finden wir es schade, dass hier in Zürich nicht etwas mehr Mut gezeigt wird.
Überzeugt hat uns der Service, die hohe Qualität der Zutaten, die perfekte Zubereitung, die Weine sowie das Ambiente. Und dafür geht man ja schliesslich in ein Restaurant. Von daher werden wir gerne wieder kommen und uns einfach vorher die Tageskarte anschauen.
Informationen
Links zum Restaurant:
Bewertungen Restaurant:
Berichte über’s Restaurant:
- Tagesanzeiger, 2015
- NZZ, 2015
- Hotellerie-Gastronomie, 2015
- My Girlfriend Guide to Zürich, 2015
- Creme, 2015
Besucht am 19.06.2015
FoodFreaks Bewertung
2 Kommentare
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Great review and lovely photos!
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Autor
Thank you, Christina!
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