ANNA
Die Adresse war eindeutig. Auf der Webseite des Restaurant ANNA stand Anna-Heer-Strasse 2, Zürich. Auch google maps zeigte das Restaurant an eben dieser Stelle. Doch bei google street view stand da nur eine alte Häuserzeile und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein Restaurant mit derart guten Bewertungen in dieses heruntergekommene Wohnhaus passt. Ein Fake-Restaurant? So was gab es doch schon mal, in London: beste Bewertungen, immer ausgebucht, aber das Restaurant existierte gar nicht. Nun, egal, so oder so zu spät, denn die Reservierung für 12:45 war schon abgeschickt. Der Besuch eh ein purer Zufall. Treffen mit einem Kollegen, das Restaurant lag genau in der Mitte zwischen Oerlikon und Wipkingen und die Webseite sah nett aus. Also einen Versuch wert. Gemäss den google Bewertungen (nein, ich bin kein grosser google Fan, das ist jetzt nur eine zufällige Anhäufung) sollen Küche und Service gleichermassen hervorragend sein.
Ich biege um die letzte Ecke in die Anna-Herr-Strasse (übrigens auch der Grund, warum das Restaurant ANNA heisst), von dem alten Gebäude ist nichts mehr zu sehen. Sämtliche alten Gebäude der Umgebung sind ersetzt durch Neubauten. In diesem Fall muss man den alten Gemäuern nicht nachweinen.
Die Eröffnung war für den März 2020 geplant und musste dann doch gleich verschoben werden. Was dazu führte, dass es bei Maria und Stefano zuhause über Wochen hausgemachte Pasta gab, denn die war schon parat für die Eröffnung. Aber bereits im Mai konnte gestartet werden und seitdem ist das Restaurant mittags gut besucht und abends immer ausgebucht.
Vom Service erfahre ich auch mehr über den Küchenchef: Stefano Corrado. Er hat schon im Mesa gearbeitet und im Aurora, das Team ebenfalls vom Aurora und vom Gustav. Welch ein Zufall, Stefano kenne ich von meinem Besuch vor einigen Jahren bei einer Tavolata im Aurora.
Ganz unüblich für einen Lunch werden für die Suppe schöne Schalen mit getrockneten Tomaten und viel Kerbel serviert, die Suppe dann erst am Tisch aufgegossen. Pastinaken sehen übrigens fast so aus wie die Petersilienwurzel, unterscheiden sich aber am Blattansatz. Der ist bei Pastinaken eingesunken und bei Petersilienwurzeln eher wie beim Rüebli nach aussen gewölbt. Zudem sind die Pastinaken sind an oberen Ende breiter als die Petersilienwurzel. Wenn der erste Frost da war, schmecken die Pastinaken noch aromatischer.
Der erste Gang kann bereits überzeugen, ebenfalls das schöne Sauerteig-Brot, das täglich vom Bio-Beck Lehmann geliefert wird. Auch wenn man in der Küche vom ANNA ständig mit Sauerteig hantiert und den besten Teig erzeugt, für das tägliche Brot verlässt man sich auf Unterstützung.
Als Hauptgericht wähle ich Ravioli – Cima di rapa – Tomate – Parmiggiano. Die Ravioli wechseln, heute gibt es Kürbisravioli. Das Gericht ist schön herzhaft, die Aromen passen perfekt zueinander. Cima di rapa ist Stängelkohl, essbar sind sowohl Blätter, Stiele als auch die Röschen, die an Broccoli erinnern. Leicht bitter im Geschmack, wird vorwiegend in Italien angebaut und gegessen. Wir nehmen ausserdem ein Tatar mit Kopfsalatherzen, dazu ein köstliches Brot.
Die Abendkarte ist ebenfalls klein, die Gerichte aber aufwändiger. Zudem wird zusätzlich ein wechselndes 4-Gänge-Menu serviert.
Fazit
Das ANNA ist der beste Beweis, dass sich coole Restaurants auch in langweiligen Wohngebieten verstecken können. Obwohl recht neu ist es längst kein Geheimtipp mehr, dafür hat auch „Zürich geht aus“ gesorgt, die das ANNA gleich auf Platz 2 bei den neuen Restaurants gehoben haben. Wem ein super Service, ein geschmackvolles Ambiente und ausgezeichnetes Essen immer noch nicht reichen, der sollte dann halt wegen dem Dessert kommen. Ich bin kein grosser Dessertfan, aber da wir schonmal da waren, hat uns der Service nach zwei Nein von unserer Seite schliesslich doch überzeugt. Zum Glück! Sorbet aus Uva Americana – ein Traum. Was das ist? Eine rote Weintraube, die anscheinend unglaublich köstlich sein muss. Sagt Robert von Lamiacucina, er wollte auch mal ein Sorbet daraus machen, hat es aber nicht geschafft. Er hatte schon alle aufgegessen, bevor er mit dem Sorbet anfangen konnte!
Das ANNA ist ein Restaurant, in dem ihr einen gemütlichen Abend zu zweit aber auch viel Spass in einer ganzen Gruppe haben könnt. Maria, Stefano und das Team werden jedenfalls mit allen Kräften dafür sorgen.
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