Was hat die italienische Küche mit der französischen Küche gemein? Eigentlich nichts, ausser dass Wein zu beiden Küchen gut passt. Dann hört es aber auch schon auf. Weder kann man Pasta mit einem Gratin vergleichen noch ein Scaloppine mit einem Entrecote. Und diejenigen, die in den Küchen dieser Länder stehen, haben wohl auch selten etwas für die jeweils andere Küche übrig.
Und was macht Giovanni? Der bekannte Gastronom der Lapiniseria, ein waschechter Italienier? Nun, er bietet einfach 10 Tage lang keine italienischen, sondern französische Gerichte an, als Konzept zusammen mit Aline Sigrist. Kann das gutgehen? Ich war gleich am ersten Abend dort und durfte mich durch das ganze, vollkommen französische Menu essen. Und was soll ich sagen? Am besten, ihr schaut euch die folgenden Bilder an und lest es euch durch. Sein Pop-up Restaurant vom 20.-29. August 2020 heisst übrigens La Mouette (die Möve).
Solltet ihr danach unbedingt hingehen wollen, oder es am Ende noch verpassen solltet, dann rate ich euch, auf jeden Fall auch nach dem 29. August bei Giovanni vorbeizugehen und eine Pinsa zu probieren. Dieses uralte Gericht ist so ähnlich wie Pizza, und doch ganz anders. Bekömmlicher aufgrund der 72-stündigen Teigführung, dem verwendeten Reismehl und den Zutaten, die nach dem Backen des Teiges roh darauf verteilt werden. Unbedingt ausprobieren. Aber jetzt bin ich schon wieder in Italien, und wir sind ja eigentlich in Frankreich!
Der erste Gang passt schon ausgezeichnet: eine kalte kleine Suppe, feinst gewürfelte Rüebli, Sellerie, Gurke, Kohlrabi und Tomate, in einem Gemüse-Austern-Sud, darüber frisches Erbsenkraut (ich liebe es!). Schöner Start.

Die Meeresfrüchteplatte überrascht etwas. Klar, Austern ist man roh, hier übrigens mit einem frischen leicht warmen Saft aus frischen Äpfeln, den man auf die Auster gibt. Die Scampi sind ebenfalls roh, innen teilweise ganz grün. Aber es gibt nunmal kaum etwas Feineres als rohe Scampis! Und die grünen Eier bringen nochmal einen ganz besonderen Geschmack. Klar müssen sie frisch sein, aber da muss man sich bei Giovanni keine Sorgen machen!

Davor wurde übrigens ein feines Brot mit Sardellenbutter serviert.

Es geht gerade so weiter! Den nächsten Gang könnte ich getrost die nächsten 2 Wochen jeden Abend essen. Und die Moules auch. Also, zuerst das kleine Stückchen Foie gras, mit einer kalten Trüffel-Creme-Sauce und darüber einen weissen Trüffel. Und dazu darf ein frisches Brioche nicht fehlen. Fehlt auch nicht! Giovanni denkt an alles.

Danach Moules. Kennt man. Schmecken meistens ok, höchstens in den Restaurants oben in Calais, wo wir seit Jahrzehnten jedes Jahr Moules essen. Dort sind sie inzwischen so unterirdisch schlecht, dass wir zuweilen unseren Trinkwein in den Topf kippen, damit die Moules überhaupt nach etwas schmecken.
Bei Giovanni sind sie weich und aromatisch, wie ich Moules noch nie vorher gegessen habe! Wie sie gemacht werden? Pfanne, Olivenöl, knackig heiss, Moules, Knobi und Petersilie dazu, Deckel drauf und servieren, sobald sie offen sind. Phantastisch! Was ich ihn mal noch fragen muss: wo er diese herrlich kleinen Mittelmeer-Moules eigentlich herbekommt. Nichts schlimmeres als diese riesigen Moules.

Eigentlich bin ich schon gesättigt, aber das Hauptgericht kommt erst noch! Also, die beiden Hauptgerichte, müsste ich wohl sagen. Schön gegrillte Dorade, Scampi und Kalmar, gut zubereitet. Auf einer anderen Platte ein Entenschlegel, den ich beim Betrachten der Bilder jetzt gerne gleich wieder essen würde. Sowas von zart und aromatisch! Eingelegt in Kräuter und Wacholder, sous-vide ein paar Stündchen bei 45 Grad gegart, bei -60 Grad schockgefroren und dann für die Zubereitung wieder im Sous-Vide erwärmt. Da lasse ich jede Entenbrust für liegen.

Dazu wurde ein Kartoffelgratin und Gemüse in extra überbackenen Förmchen serviert.

Ich war überrascht! Ich hatte ein nettes solides Abendessen erwartet. Aber es hat in vielerlei Hinsicht die Erwartungen übertroffen. Giovanni serviert ein absolut grundfranzösisches Menu, alle Gänge waren sowohl was die Frische als auch die Zubereitung angeht ausgezeichnet.

Giovanni ist der Chef hinter der Sendung „Cook it like Gio“ und wenn ihr euch die Sendungen anschaut seht ihr, dass er auf die Herkunft und Qualität der Waren allergrössten Wert legt. Wenn man zudem hört, wie er die Gerichte zubereitet, erkennt man, das hier jemand hinter dem Herd steht, der sein Handwerk perfekt beherrscht. Ich bin gespannt, was als nächstes Projekt kommt. Und vielleicht versuche ich ja, die nächsten Tage doch noch einmal einen Platz bei La-Mouette zu ergattern!

Die Lapinseria liegt übrigens direkt am Hardplatz. Eine Ecke, in die ich eher selten komme. Aber die Kombination von guten Essen, dem Blick auf den Prime Tower und des urbanen Feelings von diesem Kreis machen diesen Abend zu etwas ganz Besonderem. Und bei Giovanni zu essen macht auch wegen ihm und seiner gewinnenden Art grossen Spass!
Giovanni Melis.

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