Ein anstrengender Relax-Tag

2.01.2024
Christian
Laufen und Spa, eine ideale Ergänzung, sich genüsslich zu entspannen und am Ende des Tages doch zu wissen, dass man sich bewegt hat. Ein Bericht über einen Besuch auf der Rigi.

Der Winter ist mal wieder viel zu warm, der Schnee schmilzt auf den Pisten und verhärtet sich zu Eis, die Wintersachen kann man getrost einpacken und im T-Shirt herumlaufen. Während aber in Zürich die Sonne kaum durch die Wolkendecke scheint, verspricht die Webcam auf der Rigi strahlenden Sonnenschein.

Der Wecker klingelt an unserem Ausflugstag schon um halb 7, draussen ist es noch dunkel und wir fragen uns, ob ein Relax-Tag wirklich so starten muss. Schlaftrunken zwei Kaffees inhaliert, Sachen gepackt (und sinnvollerweise gleich die Handtücher vergessen), wenig später sitzen wir um 8:05 im Zug nach Arth-Goldau. Es bleiben dort 20 min für das Umsteigen in die alte Zahnradbahn, die wir für einen weiteren Kaffee im Bahnino nutzen und dabei derart freundlich bedient werden, dass dies eine Erwähnung wert ist, schliesslich erlebt man sowas leider nicht alle Tage.

Natürlich kann man vom Bahnhof Arth-Goldau (420 m) problemlos in ein paar Stunden hoch auf Rigi Staffel (1600 m) laufen. Aber wir sprechen hier ja von einem Relax-Tag, den Aufstieg kann man sich also für ein anderes Mal aufheben. So wahnsinnig schnell fährt die Bahn nicht, beim Fahrer wird die Geschwindigkeit auf dem uralten Tacho mit 15 km/h angezeigt. Und so dauert die Fahrt doch ihre 34 Minuten, bis wir endlich oben auf Rigi Staffel ankommen. Die aussergewöhnlich hohen Temperaturen haben auch hier den Schnee schon weitgehend weggeschmolzen und so können wir auch ohne Winterausrüstung den Weg zu Rigi Kaltbad in Angriff nehmen. Unterwegs ist um diese Zeit noch fast niemand und wir haben das Gefühl, dass der Wecker doch zur richtigen Zeit geklingelt hat.

Als Gourmet mache ich ein paar Biegungen weiter eine Vollbremsung. Da prangt doch tatsächlich ein Michelin-Stern am Hoteleingang des Kräuterhotels. Hier oben? Gut, es hat sicher genügend Touristen auf der Rigi, aber sind das die typischen Touristen, die sich ein 9-Gänge-Terroir-Menü für CHF 189.- leisten? Mit nur Schweizer Zutaten und einem Fokus auf Kräuterküche? Wir entscheiden uns, dass wir das auf einen anderen Termin verlegen, schliesslich haben wir für heute unseren Plan schon gemacht. Beim Recherchieren zuhause finde ich die Team-Seite des Hotels derart sympathisch, dass ein Besuch wohl unbedingt eingeplant werden muss. Vielleicht, wenn es dort oben etwas frühlingshafter wird, und dann am Besten gleich mit einem verbundenen Hotel-Besuch, denn auch die Zimmer sehen äusserst einladend aus.

 

Rigi Kaltbad – seit 600 Jahren ein Wallfahrtsort, bei dem die Menschen im kalten Wasser des Drei-Schwestern-Brunnens gebadet haben. Heute hat es hier genau das nicht mehr: kaltes Wasser. Denn im vom Architekten Mario Botta entworfenenen Bad findet man alle möglichen warmen und heissen Bäder, aber kalt ist es nur noch, wenn man die Dusche auf kalt dreht. Das macht das FourtySeven in Baden etwas besser, da kann man sich sogar in einer Eishöhle abkühlen.

Aber wir sind ja froh um die Wärme, schliesslich haben wir deshalb den Weg auf uns genommen und sind nicht im Flachland geblieben. Denn was gibt es Schöneres, als im heissen Wasser zu liegen und auf die schneebedeckte Bergwelt zu blicken? Danach etwas im Sprudelwasser zu liegen, sich den Rücken vom Wasserfall durchmassieren zu lassen, um anschliessend faul im Kristallbad beim Geplätscher einzunicken. Dazwischen noch etwas Tee trinken, um danach im Dampfbad nach heisser Luft zu schnappen. Das ganze Verwöhnen reicht locker für 3 Stunden, denn dann macht sich langsam der Hunger bemerkbar. Natürlich kann man sich heimlich mit seinem Rucksack in der Kabine einschliessen, um sein Wandervesper dort zu verspeisen, denn für Food ist nicht wirklich gesorgt im Bad.

Verständlicherweise kann man drinnen nicht fotographieren, deshalb gibt es hier auch keine Fotos. Von draussen kann man das Bad natürlich fotographieren, aber man kann es auch vergessen… Und so muss man sich die Bilder eben auf der Webseite anschauen.

Um die kleine Erlebnistour so richtig abzurunden, lohnt sich die Fahrt mit dem Dampfer auf dem Vierwaldstättersee von Vitznau nach Luzern. Das Schiff fährt jede Stunde um xx:49. Möchte man in den Wintermonaten trotzdem etwas zu sehen bekommen und nicht im Dunklen auf dem dunklen See zu schippern, empfiehlt sich das Schiff um 15:49. Bei Rigi Kaltbald (1425 m) wird der fast 1000 Höhenmeter lange Weg nach Vitznau (435 m) mit 2 Stunden angegeben. Bei normaler Gehweise reicht also, wenn man kurz vor 2 Uhr das Bad verlässt.

Es sei aber angemerkt, dass dieser Abstieg für Kniegeschädigte nicht gerade ein Spass ist. Der Weg geht fast durchgehend steil bis sehr steil hinab, die letzten paar hundert Meter nach Vitznau bringen einem auf die Idee, das nächste Mal vielleicht doch hochzulaufen und runterzufahren. Um das Bad so richtig zu geniessen mag das vielleicht sogar die bessere Option sein. Wer dann übrigens die Luftseilbahn nach Weggis nimmt, der sollte sich überlegen, ob ein Besuch im Restaurant Hyg eine Option wäre. Das moderne, nordisch geprägte Restaurant wird durch ein super Team geführt und lohnt auf jeden Fall einen Abstecher.

Auf dem neuen Dampfer „Diamant“ geht es in gemütlicher Abendstimmung über den See nach Luzern. Etwas unschön ist die Tatsache, dass man hier die Trennung zwischen 1. und 2. Klasse horizontal vorgenommen hat und so wird man recht schnell von der Terrasse im ersten Stock nach unten auf die billigen Plätze verwiessen. Man fühlt sich bald wie auf der Titanic, wenngleich wir nicht untergegangen sind. Schlussendlich fanden sich Plätze auf der Längsseite, die noch viel schöner waren als im 1. Stock und so hat sich die 2. Klasse mehr als bezahlt gemacht.

Man könnte auch mit dem Bus von Vitznau auch über Brunnen oder Küssnacht wieder nach Arth-Goldau kommen, aber der Seeweg ist definitiv einen Umweg wert.

Wir haben die „Tour“ im Dezember 2023 gemacht, aber in den vielen Wander- und Bahnkonstellationen kann man dies in jeder Variante zu jeder Jahreszeit durchführen. Warum auch nicht mit Übernachtung? Oder Restaurantbesuch? Oder das Rigi-Kaltbad-Angebot „Candlelight Nachtbaden“ in Anspruch nehmen, bei dem man sich schnell verliest und überlegt, wie das Nacktbaden wohl aussieht? Auf jeden Fall lohnt sich der Besuch immer.

Zürich – Rigi Staffel: CHF 33.- (mit Halbtax)

Eintritt Bad: CHF 43.- (plus CHF 6, sollte man sein Handtuch vergessen…)

Vitznau – Zürich:  CHF 29.- (mit Halbtax und Schiff)

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