Die Cocina Latinoamericana ist seit vielen Jahren eine feste Institution in Solothurn. Boris Walker hatte vor Jahren im Rahmen seines Gustofestivals südamerikanische Spitzenköche eingeladen, in Solothurn, Zürich und anderen Städten ihre typischen Gerichte zu präsentieren. In diesem Jahr war Santiago Macías aus Kolumbien zu Gast, wobei die Anreise nicht ganz so lange war, denn seit einer Weile hat er in Spanien ein Restaurant. Während einiger Tage stand er mit seiner Crew in der Küche von Martin Elschner, dem Chefkoch des La Couronne in Solothurn. Für den Abend am Chef’s Table haben sich die Beiden etwas Besonderes überlegt: ein Menu kombiniert aus zwei Welten, der Französischen von Martin und der Südamerikanischen von Santiago. Und so reihte sich ein Gang dem Anderen, begleitet durch ausgezeichnete Weine. Die Einführung der Gerichte wurde in diesem Jahr leider von den beiden Köchen vorgenommen. Leider? Ja, denn eigentlich wurde diese Aufgabe immer von Boris wahrgenommen. Er verstarb jedoch Anfang des Jahres und so führten die Köche seine Tradition fort.

Bevor wir jedoch im kleinen Seitenraum des Restaurants an den zwei langen Tafeln Platz nahmen, ging es hinauf in den vierten Stock des wunderschönen ehrwürdigen Hotels. Die Tradition des Hauses reicht unter dem Namen „Krone“ lange zurück, aber mit der Renovierung vor einigen Jahren hat man sich auf den französischen Einfluss des Französischen erinnert und das Haus kurzerhand umgetauft. Auch die Küche folgte dem französischen Einschlag und stellt sich gänzlich französisch auf.

Das gemütliche Zimmer oben unter dem Dach war nicht riesig, umso gigantischer jedoch der Ausblick. Man befindet sich dort quasi auf Augenhöhe mit der St. Ursen-Kathedrale, die an diesem regnerischen Abend noch imposanter erscheint. Man hört den Regen hinunterprasseln, Verkehrslärm hat man hier keinen, ist doch die ganze Innenstadt für den Verkehr gänzlich gesperrt.

Martin und Santiago haben mit ihren Teams an diesem Abend ein grossartiges Menu serviert. Neben dem grossen Gesellschaftsbankett im ersten Stock und dem Restaurant-Service wurde das 6-gängige Menu mit zusätzlich vier kleinen Entrées für die knapp 20 Gäste des Chef’s Table mit grosser Begeisterung gekocht und serviert. Mal kam die Erklärung in Deutsch, mal in Englisch, zum Glück nicht Spanisch, da hätte ich sonst raten müssen.

Am nächsten Tag konnte ich Martin für ein Interview in der Küche treffen. Dabei hat er noch das Gericht „Trüffel Baba“, das am Abend serviert wurde, für mich vorbereitet. Schritt für Schritt hat er den Kochprozess erklärt und mir das Rezept noch nachgeliefert. Wer mal ein „leichtes“ Abendessen voll Marcapone und Trüffel zu sich nehmen möchte, der sollte das sofort nachkochen!

Nach den vielen Gängen sind wir froh, dass es einen Aufzug im Hotel hat und wir nur noch ins Bett fallen müssen. Für den nächsten Tag müssen wir fit sein, denn es stehen nach dem Interview eine Stadtführung, ein Museumsbesuch und zwei Restaurantbesuche im Programm. Solothurn hat uns schon jetzt gefangen. Und das ganz ohne Sonnenschein!

Ob das Team im nächsten Jahr wieder gemeinsam am Herd steht und die Tradition fortführt? Das steht in den Sternen. Aber man hat zumindest den Eindruck, als ob es ihnen Spass gemacht hat!

Vielen Dank an das ganze Team!